Das System Erde
Das Verhältnis des Menschen zur Natur
Die Erde ist ein System
genauer gesagt:
ein aus nicht lebenden und lebenden Systemen bestehendes übergeordnetes System, in dem sich alle Subsysteme gegenseitig beeinflussen. Veränderungen eines Subsystems haben Auswirkungen auf das Gesamtsystem (Erde) und damit auf alle anderen Subsysteme.
Die materiellen/energetischen Grundlagen des Systems Erde
Die Vorgänge auf der Erde sind jedoch nicht verständlich, wenn nicht die Sonne als Energiespender zu diesem System hinzugerechnet wird, genauer gesagt: der Teil der Sonnenstrahlung, der die Erde erreicht. Das "System Erde" besteht also aus der Erde mit ihren Subsystemen und der Sonnenstrahlung. Zusammen betrachtet kann dieses System dann nämlich als ein geschlossenes System idealisiert werden.
Die Veränderungen der Sonnenstrahlung kann, da sie sehr langfristig ist, ebenfalls vernachlässigt werden.
Wichtig zum Verständnis des Systems Erde ist jedoch die Entwicklung der Materie/Energie auf dem Planeten Erde. Materie/Energie ist nach der Einsteinschen Formel ineinander umrechenbar, beides hat räumliche Ausdehnung, Energie breitet sich als Strahlung aus, die Materie des Planeten Erde ist in Rotationsbewegung und kreist um die Sonne, die besitzt Masse mit erheblicher Gravitationskraft, würde jedoch ewig in linearer Bewegung verharren (=Trägheit), wenn nicht die Sonne durch ihre bedeutend größere Masse nicht vorhanden wäre, so das die Umlaufbahn der Erde resultiert. Den Mond möchte ich ebenfalls zunächst vernachlässigen.
Bisher habe ich nur das beschrieben, was jeder weiß, der die übliche Schulbildung genossen hat. Diese wissenschaftlich fundierte Vorstellung ist der Ausgangspunkt zum Verständnis der Vorgänge auf der Erde. Nun weicht jedoch die Beschreibung der Vorgänge auf der Erde von der physikalischen Betrachtungsweise ab.
Die Verrichtung von Arbeit auf dem System Erde
Die Philosophie lebender Systeme führt einen anderen Begriff der Arbeit ein und beschreibt die evolutionären Veränderungen auf der Erde als das Ergebnis einer Arbeitsleistung. (genaueres siehe hier)
Dem legt sie folgende Definition von Arbeit zugrunde:
Arbeit ist Materieumwandlung unter Aufwand (=Verbrauch) von Energie und Zeit.
In der Physik geht die Zeit erst in den Begriff der Leistung ein, hier bereits in den Begriff der Arbeit.
Wenn also Strahlungsenergie und andere Energieformen der Materie, die durch die Rotation der Erde (Wind) oder Wetterphänomene (Blitze als elektrische Energie) entstehen, im Lauf der Zeit dazu führt, dass sich aus nicht lebenden Systemen auf dem Planeten Erde lebende Systeme entwickelt haben, ist das eine Arbeitsleistung der bis dahin nicht lebenden Natur, die als solche von der PhilS (=Philosophie lebender Systeme) auch gewürdigt wird.
Die Anerkennung dieser Arbeit, die die Natur erbracht hat, zieht Hochachtung der Natur gegenüber nach sich und verändert das Verhältnis des Menschen zur Natur. Dankbarkeit, wie sie den leiblichen Eltern gegenüber gezeigt werden sollte, wenn diese ihr Kind nicht misshandelt haben, sollte also auch der Natur gegenüber gezeigt werden.
Die Arbeit des Menschen
Wenn der Mensch durch Einsatz von Geräten und Maschinen die vorhande Energie auf dem System Erde in andere Energieformen umwandelt, setzt er lediglich die bislang von der Natur geleistete Arbeit fort.
Die Wassermühle wandelt die von der Sonne erzeugte kinetische Energie in mechanische Energie um, die Generatoren des Staudamms erzeugen aus dieser kinetischen Energie des Wassers Strom (elektrische Energie). Zunächst einmal hat jedoch die Energie der Sonne die Wassermoleküle aus den Ozeanen angehoben, so dass sich Wolken bildeten, die über dem Land und dem Gebirge abregneten. Die Gravitationskraft lässt das Wasser zum Meer zurückströmen, so dass der Mensch mit seinen Wassermühlen und und Stromgeneratoren lediglich die von Sonnenenergie und Gravitation erzeugte Energie umwandelt, sich zunutze macht.
Auch die Energie aus Kohle und Erdöl entstammt der Tätigkeit der Natur, nämlich der Arbeitstätigkeit der Pflanzen, der oben beschriebenen Produktion von Kohlenhydraten seit Millionen von Jahren, die unter dem Druck des Erdreichs, also infolge der Gravitationskraft der Erde, zu Kohle und Erdöl (und auch zu Diamanten) gepresst wurde. Wenn die Arbeitstätigkeit des heutigen Menschen mit Hilfe von Kohlekraftwerken oder Benzinverbrauch der Erdatmosphäre wieder Kohlendioxid zuführt, so schließt sich ein Kreislauf, der mit dem Kohlendioxidverbrauch der Pflanzen zur Produktion von Zucker begonnen hat. Dieser Kreislauf sollte sich auf ein Gleichgewicht zwischen Kohlenstoffverbrauch der Pflanzen und Kohlenstoffproduktion der Tierwelt einpendeln. Dieses Gleichgewicht ist aber bereits dadurch hergestellt, dass die Tierwelt den Sauerstoffabfall der Pflanzenwelt zur Energiegewinnung nutzt und dabei Kohlendioxid durch die Ausatmung wieder der Atmosphäre zuführt. Kommt der industriell hergestellte gasförmige Kohlenstoffabfall in Form von Kohlendioxid noch hinzu, gerät das Gleichgewicht aus den Fugen. Es könnte nicht nur dadurch wieder hergestellt werden, dass diese zusätzliche CO2-Produktion reduziert wird, sondern auch dadurch, dass das Pflanzenwachstum gefördert wird, da diese das Kohlendioxid abbauen.
Im Grunde dürfte keine Industrieproduktion genehmigt werden, die nicht nachweist, dass der nebenbei produzierte CO2-Abfall durch geeignete Maßnahmen, wie beispielsweise Anbau von Pflanzen, wider abgebaut wird.
Die Folgen der Vergrößerung des Systems Menschheit
1804 Bestand die Menschheit aus einer Milliarde Individuen 1900 lebten 1,6 Milliarden 1927 zwei Milliarden 1960 drei Milliarden 1974 vier Milliarden 1987 fünf Milliarden 1999 Sechs-Milliarden-Grenze. Quelle: Vereinte Nationen, World Population Prospects: The 2008 Revision, 2009.
Anfang 2010 waren es laut Weltbevölkerungsuhr 6,8 Milliarden
Um diese Menschen zu ernähren und ihre zusätzlichen materiellen Bedürfnisse zu befriedigen, musste im gleichen Zeitraum die Nahrungsmittelproduktion un die Herstellung aller sonstigen Güter im gleichen Maß steigen, um den Ernährungs- und Wohlstandszustand der Erdbevölkerung konstant zu halten.
Bei dieser Betrachtung vernachlässige ich die regionale Verteilung der Menschen und des Verbrauchs an Lebensmitteln und sonstigen Konsumartikeln, die nicht der Selbsterhaltung dienen, sondern den darüber hinaus gehenden Bedarf decken. Zur Vereinfachung betrachte ich auch nur den Zeitraum von ca.1800 bis 2000, in dem die Erdbevölkerung sich von etwa 1 Milliarde auf 6 Milliarden vermehrt hat.
Da die Herstellung und die Beschaffung (Transport) der Nahrungsgüter und der anderen Waren ein energieaufwändiger Vorgang ist, wäre also im gleichen Zeitraum bei gleich bleibenden Bedürfnissen im Jahr 2000 sechs mal mehr Energie erforderlich als im Jahr 1800.
Bei wachsendem Energiebedarf würde selbstverständlich diese Wachstumsrate noch hinzu gekommen sein. Ein Anstieg des durchschnittlichen Energiebedarfs und –verbrauchs des einzelnen Menschen ist zwar anzunehmen. Da ich diesen jedoch nicht beziffern kann, tue ich zunächst einmal so, als ob es diesen nicht gegeben hätte.
Die Erde ist räumlich begrenzt, insbesondere auch ihre Oberfläche.
Die Energie zur Selbsterhaltung der lebenden Systeme auf der Erde, zu denen auch die Menschen gehören, kommt aus der Sonne. Die Pflanzen wandeln diese Energie in Zucker (allgemein in Kohlenhydrate) um, vom dem sich zusätzlich die Tiere, einschließlich des Menschen, ernähren. Die auf die Erde eintreffende Energiemenge durch Sonneneinstrahlung hat sich 2000 im Vergleich zu 1800 nicht verändert. Wenn ein Gleichgewicht zwischen Zuckerprduktion der Pflanzenwelt und dem Zuckerverbrauch der Tierwelt bestehen würde, was in etwa angenommen werden könnte, also der Zuckerverbrauch der gesamten Tierwelt sowie die Zuckerproduktion der Pflanzenwelt annähernd konstant geblieben wäre, würde der sechsfache Anstieg des menschlichen Vebrauchs zwangsläufig zur Folge haben, dass der Verbrauch der sonstigen Tierwelt um diesen Anteil gesunken sein müsste, dass sich also das Verhältnis zwischen menschlichen Individuen und sonstigen tierischen Individuen zu gunsten des Menschen verschoben hat.
Diese Kohlehydratbilanz des Systems Erde zeigt die Rücksichtslosigkeit der Tierart Mensch, also des Systems Menschheit, der Tierwelt gegenüber. Die Tierwelt wird als Nahrungslieferant von Eiweiß behandelt und zur Produktion von immer mehr menschlicher Individuen ausgebeutet.
Zusammenfassung
Die von Rudi Zimmerman entwickelte Philosophie lebender Systeme definiert Lebende Systeme als begrenzt und offen. Sie haben eine offene Grenze.
Den Stoffaustausch des Systems Erde mit seiner Umgebung kann man vernachlässigen. Daher ist das System Erde kein lebendes System im Sinne der PhilS.
Die Grenze des Systems Erde wird allerdings weit gefasst: zum System Erde gehört die Sonne. Deshalb sollte man es eigentlich System Erde-Sonne nennen. Auch der Mond hat Einfluss auf das Geschehen auf der Erde. Dieser Einfluss ist zwar relativ gering. Dennoch gehört er ebenfalls zu dem System, das die Philosphie lebender Systeme das
System Erde
nennt.
Der Grund für die Beschäftigung mit diesem System liegt darin, dass seine Untersysteme, nämlich das System Menschheit und auch das System Mensch, zu diesem System gehören und die Begrenztheit des Systems Erde wesentliche Auswirkungen auf diese lebenden Systeme auf dem Planeten Erde hat.
Lebende Systeme wachsen ständig. Sie vergrößern sich. Auch die lebenden Systeme Volk, Religionsgemeinschaft und Staat gehorchen dieser Regel, nach der sich lebende Systeme vergrößern. Die Philosophie lebender Systeme nennt diese Regel
Selbstentfaltung.
Das Wachstum der Systeme Staat führt dazu, dass die Erde irgendwann zu klein wird, um weiteres Wachstum zu garantieren. Hierdurch oder durch Naturkatastrophen, die Auswirkungen auf das Klima haben, kommt es zu Konflikten der Systeme höherer Ordnung, zum Kampf um die Nahrungsreserven und Energiereserven auf dem Planeten Erde.
Diesen Kampf führen die Systeme Staat.
Rudi Zimmerman |