Die Denaturierung und Entmenschlichung des Individuums

Kurzgeschichten

A
In der Berliner U-Bahn

U-Bahn-Esser

Die nette Motzverkäferin

Damenwahl

Die spitzen Schuhe

B
Im menschlichen Körper

Die tierischen Energiespeicher

Die Post des Körpers

C
Biograhisches

Der Auftritt

Der Maikäfer

D
Zur Zivilisation

Die Bedeutung des Nuckels

 

 

Die Entstehung des Geistes
und die Denaturierung des Individuums
durch das System Staat

1. Die Grundbedürfnisse lebender Systeme

Die biologische Natur ist dem Menschen angeboren. Sie ist in einem Jahrmillionen währenden Prozess der Evolution lebender Systeme entwickelt worden und dem Menschen in seine Gene gelegt.

Dieser Natur entsprechend sorgt sich das Individuum um die Aufnahme von Materie, die sein Überleben sichert, und vermeidet körperliche Schädigungen und ordnet sich in ein lebendes System höherer Ordnung ein, seine Familie, seinen Clan, seine Horde, seinen Staat. Dieses lebende System höherer Ordnung - der Staat - hat seinerseits ebenfalls ein Eigeninteresse an seinem Überleben und an seiner Vergrößerung, seinem Wachstum. Diese Einordnung in ein Netzwerk von Beziehungen trägt nicht nur zum Überleben des Individuums bei, sondern sie ist damit verbunden, dass die Interessen dieses übergeordneten System dem Individuum wichtiger als seine persönlichen Interessen sind. Sigmund Freud spricht vom Über-Ich.
Es wiederholt sich hier das, was sich vor Jahrmillionen bei der Bildung von Mehrzellern aus Einzellern abgespielt hat.
Die Zelle des lebenden Körpers des menschlichen Individuums ist eine lebende Einheit, die autonom ihr überleben sichert, wächst und sich vermehrt, die ihre Interessen jedoch dem übergeordneten lebenden System, dem System Mensch, untergeordnet hat. Das menschliche Individuum ist sozusagen die Zelle, die kleinste Einheit eines übergeordneten lebenden Systems, dem Staat. Der Staat war dies nicht immer, aber die Organisationsform des Nationalstaats hat sich im Lauf der Zivilisation als handelnde Einheit eines lebenden Systems höherer Ordnung entwickelt, das seine Interessen nach Selbsterhaltung (Überleben) und Selbstentfaltung, also nach innerem und äußerem Wachstum, verfolgt. Er sichert sein Überleben durch eine innere Organisation, wirtschaftliche Tätigkeit und die Vermehrung seiner Individuen, schützt sich vor "Verletzungen" durch Angriffe anderer Staaten und hat eine ständige Tendenz, sich zu vergrößern, seine Bevölkerung zu vermehren und seine Wirtschaftskraft zu verbessern.

2. Die Entstehung des menschlichen Geistes

Der materielle Körper des lebenden Systems der Ordnungshöhe Individuum organisiert das Überleben (die Selbsterhaltung) des Menschen wie das anderer Tiere ohne den Einfluss bewusster Entscheidungen. Die Organe des Körpers, Lunge, Herz, Darm usw. arbeiten autonom und gesteuert vom vegetativen Nervensystem. Auch die Wahrnehmung innerer und äußerer Vorgänge ist ein unbewusster Vorgang. Die Umwandlung von elektrochemischen Reizen der Großhirnrinde in optische, akustische uns andere Wahrnehmungen ist ebenfalls ein autonom ablaufender Prozess.

Die Wahrnehmung,
die in Bilder umgewandelten elektrischen Impulse des Gehirns,
die Töne, also die in akustische Wahrnehmung umgewandelten elektrischen Impulse des Gehirns,
die Berührungswahrnehmung,
Geruchswahrnehmung und alle anderen Wahrnehmungen werden dem Individuum jedoch
bewusst.

Es ist ein wesentlicher Unterschied, ob das lebende System eine Situation unbewusst wahrnimmt und reflexartig reagiert, oder ob es die vergleichbare Situation bewusst wahrnimmt und auch seine Reaktion bewusst erlebt. Das menschliche Individuum hat diese Möglichkeit, wie vermutlich auch sehr viele ihm verwandte Tiere.

Die Parallelschaltung der Nervenimpulse vom Thalamus in die menschlichen Großhirnrinde erzeugt bewusste Wahrnehmung. Und die Wirkung der Hormone/Transmitter, die ebenfalls vom Thalamus gesteuert wird, erzeugt nicht nur Reaktionen des gesamten Körpers, sondern auch die begleitenden bewusste Gefühle.

Den Erzeuger dieser Gefühle, der die eintreffenden Nervenreize in bewusste Wahrnehmungen (Bilder, Töne, Gerüche usw.) umwandelt, rechne ich dem ICH zu. Dieser Teil des ICH arbeitet automatisch. Es handelt sich um eine evolutionär erworbenene Funktion der Großhirnrinde, die keiner bewussten Steuerung zugänglich ist und bei allen Menschen auf gleiche Weise funktioniert, also die geichen äußeren Sinneseindrücke und inneren hormonellen Veränderungen in die gleichen Wahrnehmungen und Gefühle transformiert.

Auch die Speicherfunktion ist bei allen Menschen und bei Tieren, die über die gleichen Hirnstrukturen verfügen, gleich.

Der Mensch besitzt allerdings die Fähigkeit, die Reaktion seines Körpers auf diese Wahrnehmungn und dieses innere Erleben zu beeinflussen. Diese Beeinflussung erfolgt bewusst durch Hemmung der Gesamtkörperreaktion und die Möglichkeit, nur mit bestimmten, eingeschränkten motorischen Äußerungen zu reagieren, nämlich mit seinem Kehlkopf und konzentriert auf die Muskulatur der Stimmbänder. Lautäußerungen als körperlich-motorische Reaktion auf Gefahr oder Lust findet sich selbstverständlich auch schon im Tierreich, der Mensch hat dies jedoch perfektioniert, so dass er in der Lage ist, die von ihm ausgeatmete Luft entsprechend seinen bewussten Impulsen durch feine Bewegungen der Stimmbänder gezielt zu modifizieren. Hierbei bewegt er seine Stimmbänder selbstverständlich in der gleichen Weise "bewusst", wie er seine Finger oder seine Beine "bewusst" bewegt: Der Impuls, eine zielgerichtete Bewegung auszuführen kommt von der Großhirnrinde, die das Ziel vorgibt und andere Hirnstrukturen (hier das Kleinhirn) führt die Bewegung unbewusst aus.

Hier gibt das erwähnte ICH das Ziel vor. Subjektiv erlebt es dies als "Willen" und denkt: ich will die Tasse greifen. Sein Körper gehorcht ihm und greift die Tasse. Oder: ich will eine bestimmte Musik erzeugen. Und die finger Drücken auf bestimmte Klaviertasten. Oder: ich will auf die andere Seite der Straße und die Beine volziehen die entsprechenden Bewegungen. Oder: ich will "Halt!" rufen und das Zwerchfell und die Muskulatur der Stimmbänder führen die entsprechenden Bewegungen aus.

3. Begriffe und Sprache als Errungenschaften von Kollektiven

Auf ähnliche Weise wie die Beherrschung der Beinmuskulatur beim Laufen lernen erwirbt der Mensch nach seiner Geburt die Fähigkeit, seine Stimmbänder zu beherrschen und lernt sprechen. In der Evolution hat sich dieser Vorgang, der sich beim Säugling innerhalb einiger Wochen oder Monate vollzieht, innerhalb entsprechend größerer Zeiträume vollzogen. Der Erwerb des aufrechten Gang und der Erwerb der Kontrolle über die Stimmbänder sind zwei Varianten evolutionärer Vorgänge beim Menschen, die im Prinzip auf gleiche Weise vor sich gegangen sind. Der Erwerb der Sprache hat jedoch eine weitaus fundamentalere Bedeutung.

Er führte nämlich zum Erwerb des Geistigen.

Durch die Entwicklung der Sprache wurde der Geist geboren, kam das Geistige in das Universum – zumindest so weit wir das Universum derzeit überblicken und wir Geistiges verstehen.

Als Geistiges kann selbstverständlich auch bereits die Umwandlung von elektrochemischen Impulsen in der Großhirnrinde durch die unbewusste Tätigkeit des ICHs in Wahrnehmungen (Bilder, Töne, Gerüche usw.) verstanden werden. Über diese Leistung eines unbewusst tätigen ICHs verfügen bereits einige Tierarten.

Typisch für den Menschen ist jedoch eine Umcodierung, um diesen Begriff der Informationstheorie zu verwenden, dieser optischen Bilder, akustischen Geräusche oder olfaktorischer Gerüche in Luftbewegungen, also in Konzentrationsänderungen der Ausatmungsluft, in Schallwellen also. Bestimmte Schallwellenkonstellationen, die der Mensch A erzeugt, werden im Ohr des Menschen B zurückcodiert in elektrochemische Impulse, die sein ICH mittels des Großhirns dann wieder in einer optische, akustische oder olfktoriche Wahrnehmung zurückverwandelt. Es ist ein Wort entstanden, das als Begriff symbolisch einen Gegenstand (optische Wahrnehmung) repräsentiert. Das optisch wahrgenommene sich bewegende Beutetier wird in einen Satz umgewandelt, "Der Hirsch läuft." beispielsweise.

Sprachliche Symbole als Repräsentanten von Wahrgenommenem ermöglichen nun auch das sprachliche Denken, das an die Stelle des Denkens in Bildern (eigentlich Filmen) tritt.

Was das Tier –wahrscheinlich unbewusst – in bildform denkt, kann der Mensch nun in Begriffsform denken. Der Begriff als Symbol eines Bildes des Gegenstands ermöglichst ein Denken, das bedeutend weniger Speicherkapazität in Hirn benötigt, als das Denken in bewegten Bildern, ermöglicht also eine weitaus bessere Ausnutzung der vorhandenen Hirnkapazität, stellt also eine Energieersparnis dar und wird damit im Sinne Wilhelm Ostwalds zu einem zivilisatorischen Fortschritt (er nannte es in seiner Kulturtheorie von 1909 "kulturellen" Fortschritt).

Das Denken mittels akustisch äußerbarer und kommunizierbarer Symbole stellt das dar, was ich als Beginn der Evolution des Geistes bezeichne.

Diese Phänomene, nämlich die Umwandlung von Wahrgenommenen in Begriffe über die Nutzung des Kehlkopfes und der Stimmbänder zur Erzeugung von Lauten, die den Begriff symbolisieren, ist nun keine Leistung des menschlichen Individuums, sondern eine Leistung des lebenden Systems höherer Ordnung, nämlich des Stammes, des Clans, der Sprachgemeinschaft. Es handelt sich bei diesen Begriffen um Übereinkünfte innerhalb einer Gruppe von Menschen. Das Individuum benötigt als solches Sprache nicht.

Worte, Begriffe, Bedeutungen und Sprache sind also keine Eigenschaft des menschlichen Individuums, sondern sie sind eine Eigenschaft oder eine Fähigkeit des menschlichen Kollektivs, einer Sprachgemeinschaft. Die Bedeutungen gelten nur innerhalb dieser Sprachgemeinschaft. Die in den Worten und Sätzen verborgenen Informationen werden nur von den Menschen verstanden, die diesen Sprachcode kennen, genauso wie die Zellen des menschlichen Körpers nur die hormonell (also chemisch) übermittelten Botschaften verstehen, deren Code sie mittels ihrer Rezeptoren auf ihren Zellwänden decodieren können. Für Zellen anderer Organe sind diese chemisch über das Blut verbreiteten Nachrichten ebenso wenig verständlich, wie für mich Botschaften, die mittels chinesischer Zeichen über das Internet global verbreitet werden.

Hier kommen wir zu einer weiteren Umcodierung der Sprache. Die im Ursprung akustischen Zeichen werden im Lauf der Zivilisation in optische Zeichen, also in Schrift, umcodiert, was den Vorteil hat, dass diese Zeichen nun nicht mehr nur mittels der sehr vergänglichen Luft als Datenträger übermittelt werden müssen, sondern auf dauerhafteren Datenträgern (Stein, Papier, Disketten usw.) über viele Jahre konserviert werden können und über weitere Strecken gesendet werden können. Sprache nutz als Datenträger und Transportmittel für die so codierten Begriffe die Luft (Erzegung von Schallwellen), Schrift nutzt andere Datenträger, die nahezu unvergänglich sind und über quasi unbegrenzte Entfernungen transportier werden können. Die Schriftsprache globalisiert sozusagen den bestimmten Begriffscode, das in ihm symbolisierte Geistige.

Das Problem dieser unetrschiedlichen Sprachcodes besteht nun in seiner Unterschiedlichkeit.

Während alle Menschen einer einzigen Tierart angehören, sich also untereinander vermehren können und eine Einheit bilden, haben sie sich durch die Entwicklung unterschiedlicher Sprachcodes in verschiedene Sprachgemeinschaften getrennt.

Das hat zur Folge, dass biologisch festgelegte Verhaltensweisen, die genetisch gespeichert sind und das Überleben und die Vermehrung der Art steuern, nunmehr auf das Verhalten dieser Sprachgemeinschaften begrenzt sind, so dass diese sich bekämpfen, als wären die Mitglieder der fremden Sprachgemeinschaft Konkurrenten um die zur Verfügung stehenden Nahrungsreserven.

Die Konkurrenz der Staaten hat also ihre Ursache in der Entwicklung des Geistigen in unterschiedlichen Erscheinungsformen, also in verschiedenen Sprachen. Weil die Sprache nicht Eigenschaft des Individuums ist, sondern eine Äußerung des Kollektivs, betrachten sich die Mitglieder unterschiedlicher Sprachkollektive gegenseitig so, als wären sie biologisch betrachtet Feinde, Konkurrenten um vorhandene Ressoursen (Nahrung, Energie).

Was die Natur als biologische Einheit hervorgebracht hat, wird also durch die Entwicklung der Sprachen getrennt in unterschiedliche konkurrierende Gemeinschaften, die sich nun im Lauf der Zivilisation in konkurrierende Staaten und Staatengemeinschaften weiterentwickelt haben.

Deren Verhalten, einschließlich ihrer kriegerischen Auseinandersetzungen, sind also Folge der Trennung der Menschheit durch das Entstehen des Geistigen in seine unterscheidlichen sprachlichen Codizes.

4. Der praktische Nutzen des Geistes

Die Verwendung von akustischen Signalen, denen kollektiv eine bestimme Bedeutung zugeordnet wird, hat eine fundamentale Bedeutung und enorme Wirkung auf dieses Kollektiv. Sie eröffnet diesem Kollektiv die Möglichkeit, sich mittels dieser Signale optimaler zu organisieren. Es können Aufgaben verteilt werden bzw. den einzelnen Mitgliedern dieser Gemeinschaft können besondere Funktionen für das Kollektiv zugeordnet oder übertragen werden. Sprache fördert – anders formulietrt – die Selbstorganisation des Kollektivs. Die Zusammenarbeit der Gemeinschaft wird optimiert durch diese Zuordnung von Lauten, die mittels Kehlkopf und Stimmbändern erzeugt werden können. Die Einigung auf einen Sprachcode erschafft nicht nur eine geistige Gemeinschaft, sondern auch eine Gemeinschaft, die als Gruppe handelt, sich als Einheit nach außen hin organisiert verhalten kann. Dies hat positive Rückwirkungen auf die Nahrungsbeschaffung. Größere Tiere können in Gemeinschaft organisiert gejagd und erlegt werden. Die Aufgabenteilung kann auch nach innen besser organisiert werden, so dass Individuen mit besonderen Fähigkeiten oder Fertigkeiten sich spezialisieren können und produkte für die Gruppe herstellen können, wie Bekleidung, Werkzeuge, wie Messer, Bogen mit Pfeilen usw. Die Entwicklung von Handwerk durch Aufgabenteilung oder Spezialisierung erhält einen Schub.

Sprache verbessert schlagartig die Jagderfolge und die Wirtschaftskraft des Kollektivs, der Sprachgemeinschaft. Sie macht diese Sprachgemeinschaft anderen nichtsprechenden Kollektiven überlegen und führt zu einer Selektion von sprachbegabten Kollektiven. Wahrscheinlich war der Neandertaler anderen Homiden deshalb unterlegen, weil er weniger sprachbegabt war. Sprache setzt also eine Gruppenselektion in Gang. Es überlebt in Notsituationen nicht mehr die Gruppe, die die höchste kollektive Muskelkraft entwickelt, sondern die Gruppe mit der besseren Sprache und damit der besseren inneren Organisation.

5. Die Grenzen staatlicher Selbstentfaltung

Die Grenze der Entfaltung einer Gruppe, eines Kollektivs oder eines Staats ist erreicht, wenn diese auf das Selbstentfaltungsinteresse eines Nachbarsystems gleicher Entfaltungshöhe trifft, wenn also beispielsweise 2 lebende Systeme der Ordnungshöhe Staat, um einen Sprung in die Gegenwart zu machen, um eine Ressource konkurrieren. Im Kriegsfall zeigt sich sehr deutlich, wie der Staat das natürliche altruistische Verhalten des Individuums für seine Interessen ausnutzt. Der Bürger, traditionell kräftige junge männliche Bürger werden zum Kriegsdienst an der Waffe herangezogen. Der Staat verlangt von ihnen, dass sie bereit sind, ihr Leben für den Staat zu opfern. Die Bereitschaft dazu ist aus aus der beschriebenen biologischen Veranlagung des Individuums heraus vorhanden, allerdings ist es für den Soldaten die Gemeinschaft, sein Mitmensch, für den er sein Leben zu opfern bereit ist und nicht der jeweils regierende Personenkreis. In diesem Grenzfall staatlichen Handelns, der kriegsführung, zeigt sich, dass das Interesse des Individuums und das Interese des Staats nicht immer synergistisch wirkt. Besonders dann, wenn den Staat als ein System mit eigenem Handlungsinteresse von den Individuen trennt, die über dieses Handeln entscheiden. Es kann zwar eine Auseinandersetzung zwischen zwei lebenden Systemen dieser Ordnungshöhe sozusagen in der Luft liegen, weil diese sich nicht über die Verteilung der Materie, Energie oder Nahrung einigen können, um die sie konkurrieren, dennoch müssen Entscheidungen über den Zeitpunkt und die Art und Weise der kriegerischen Auseinandersetzung getroffen weden. Die Verpflichtung der jungen Männer, sich für die Mitmenschen ihres Staatsgebildes zu opfern, und ihre subjektive Opferungsbereitschaft besteht allerdings unabhängig von diesem Personenkreis. Das Problematische an einer derartigen Situation besteht jedoch darin, dass sich hier zeigt, dass der einzelne Mensch sich nun nicht mit seinem natürlichen Bruder, einem jeden Mitmenschen, verbunden fühlt, sondern nur mit denen, deren Sprachgemeinschaft, also deren geistigen Gemeinschaft, er angehört. Es zeigt sich nun, dass der Staat nicht nur eine Interessengemeinschaft darstellt, sondern eine geistige Gemeinschaft von Menschen, die gleichartig denken, weil sie sich auf ihre Begriffe geeinigt haben, die gleichartig glauben und die sich dadurch miteinander identifiziert haben. Diese Identifikation mit Idealen der Gemeinschaft ist der entscheidende geistige Akt, der aus einem zusammengewürfelten Masse von Individuen ein lebendes System höherer Odnung formt. Das Geistige, die Identifikation mit dem Staat, hat hier die fatale Folge, dass das Individuum seine Mitmenschen nun trennt in Kameraden und Feinde, in Gute und Böse.

Mit dem Geist, der durch den Spracherwerb in unterschiedlichen Erscheinungsformen, verschiedenen Codes, entstanden ist, ist im Ansatz auch die Trennung in gute und böse Menschen entstanden. Die Aggressivität, die biologisch der Selbsterhaltung und Nahrungssicherung dient, wird damit in den Dienst des Staats gestellt, in den Dienst der Trennung in gute und böse Menschen, so dass mit dem Sprachererb eine Entfremdung zu allen den Menschen verbunden ist, die sich auf irgendeine andere Sprache geeinigt haben.

6. Die positive Wirkung der Zivilisation auf die Menschen

Unter der Zivilisation versteht die Philosophie lebender Systeme die wissenschaftlich-technische Entwicklung von körperexternen Organen. Hierbei handelt es sich nicht nur um Organe des Individuums, sondern auch um Organe, also Funktionsträger, die von mehreren bis allen Individuen einer Gemeinschaft genutzt werden. Bei letzteren handelt es sich um Verkehrswege, Massenverkehrsmittel wie Bahnen, Flugzeuge, Sromnetze, Kommunikationsnetze Gemeinschaftsgebäude und Abwassersysteme in Städten usw.., also Hyperzeller im Sinne der Energontheorie von Hans Hass.

Die Entwicklung von Wissenschaft und Technik ist eine weitere Folge der Entstehung des Geistes durch die Erfindung von Sprache. 

An der Entwicklung von wissenschaftlich-technischem Fortschritt lässt sich sehr gut eine weitere Entfremdung des Menschen demonstrieren.

Der Mensch nutzt seine sprachliche Denkfähigkeit, die inzwischen durch wissenschatfliche Sprachen, wie die Sprache der Mathematik mit ihren Codes, die Sprache der Physik mit ihren Formelcodes usw., ergänzt worden ist zur Erleichterung seines Lebens. Ziel ist dabei die Einsparung körpereigener biologischer Energie unter Verwendung körperexterner Energieträger, die verschiedene Maschinen, wie Fortbewegungsmaschinen (Autos) und Roboter antreiben. Ein Fernsehapparat ist ein Roboter, der uns Filme von überall auf der Erde übermittelt und mit dessen Hilfe wir uns auch ausgedachte Geschichten betrachten können, ohne lesen zu müssen und unsere Phantasie anstrengen zu müssen. Wir haben Roboter, die unsere Getränke und Nahrungsmittel kühlen und vor dem Verfall schützen (sogenannte Kühlschränke) usw.. Bei der Konstruktion und der Produktion derartiger zivilisatorischer Errungenschaften berücksichtigen die Hersteller jedoch nur die Interessen der Menschen. Allerdings bereits auch die Interessen der Mitmenschen, die nicht unsere Sprache sprechen. Denn auch an diese wollen wir unsere Produkte verkaufen, also müssen sie auch diesen Mitmenschen fremder Sprachen helfen, einen Nutzen für diese haben. Insofern hebt dideser zivilisatorische Fortschritt die Trennung der Menschheit in verschiedene Sprach- und Denkgemeinschaften wieder auf. Denn der Nutzen dieser Waren ist in der Regel unabhängig von einer sogenannten Landessprache, also vom jeweiligen Sprachcode.

7. Die negative Wirkung der Zivilisation auf die Natur

Die Produzenten unserer körperexternen Organe berücksichtigen jedoch nicht die Interessen der übrigen nichtmenschlichen Natur, die Interessen der Pflanzen und Tiere. Durch die Produktion von Abfallstoffen, die "natur"gesetzlich bei jeder Produktion einer Ware, die wir gebrauchen können, außerdem entstehen, vernichten wir ohne Überlegung die Lebensgrundlage vieler Mitbewohner des Systems Erde, die nicht sprechen können, wie eben Pflanzen und Tiere. Als sprechende und denkende lebende Systeme, also als lebende Systeme mit dieser Art des Geistes, nehmen wir keinerlei Rücksicht auf nichtsprechende lebende Systeme und betrachten diese, weil sie nicht unsere geistigen Fähigkeiten besitzen, als wertlos. Wir entfremden uns von diesen Mitbewohnern der Erde.

Dabei vernachlässigen wir, dass wir mit allen lebenden Systemen auf dem System Erde eine Gemeinschaft bilden und alle Beteiligten dieser Gemeinschaft voneinander abhängig sind.

Ursache dieser Missachtung nichtsprechender lebender Systeme ist unser Verständnis von Geist. Für geistig halten wir nur das, was wir sprachlich ausdrücken können.

Geht die zivilisatorische Entwickung diesen Weg weiter, so ist absehbar, dass sich die Menschheit ihr eigenen Grab schaufelt, weil die Vernichtung der nichtsprechenden Natur naturgesetzlich irgendwann die Folge haben muss, dass sich der Mensch seiner Lebensgrundlage beraubt.

8. Geistige und genetische Wissensspeicherung

Der Vorteil der menschlichen Art des Geistes, dessen Inhalte sprachlich kommuniziert werden können, besteht darin, dass jeder heute lebende Mensch sich alles Wissen aneignen kann, dass auf dem System Erde in sprachlicher Form heute vorhanden ist oder irgendwann vorhanden war. Denn diese Art des Geistigen lässt sich durch die Umsetzung in einen optischen Zeichencode (Schrift) körperextern auf Datenträgern konservieren und ist damit seit der Zeit der Erfindung dieser hirnexernen Datentrräger dem heutigen Menschen verfügbar. Diese Möglichkeit der Speicherung von Wissen ist jedoch nicht die erste, die die Natur hervorgebracht hat. Lebende Systeme haben bei iher Entstehung eine andere Art der Konservierung von Erfahrung und der Ansammlung von Wissen benutzt. Der ursprüngliche Wisensspeicher des ersten lebenden Systems, der Zelle, ist der genetische Code. Diese Art der Wissensspeicherung bzw. der Speicherung von Erfahrung hat einen Nachteil gegenüber der menschlichen Art der Speicherung geistigen Fortschritts, nämlich sie kann nur an die direkt nachfolgende Zelle, die Tochterzelle, weitergegeben werden. Die so praktizierte Ansammlung von Wissen hat daher sehr lange Zeiträume benötigt, um dieses Erfahrungswissen zu perfektionieren. Abgesehen davon, dass wir Menschen, wenn wir diese lebenden Systeme ausrotten, auch deren Wissen vernichten, möchte ich einmal ganz kurz daran erinnern, welche Fähigkeiten dieses Wissen den Wissenden, also den Trägern dieser Gene, so vermittelt. Vor allem ist hier die Welt der Grünpflanzen zu nennen. Jede Grünpflanze ist Träger des Wissens, wie die Photonen des Sonnenlichts dazu benutzt werden können, mit Hilfe von Chlorophyll, das jede Pflanzenzelle zu produzieren weiß, aus Kohlendioxid und Wasser Glucose herzustellen und damit die Sonnenenergie zu speichern. Diese Energieträger, nämlich die Glucose, den Zucker und andere Kohlenhydrate, die sie daraus produziert, stellt sie anderen lebenden Systemen, auch uns Menschen, kostenlos zur Verfügung. Die Pflanzen sind damit nicht nur enorme Wissensträger, sondern stellen auch die Grundlage der Ernährung aller Tiere dar, zu denen biologisch auch der Mensch zählt.

Wir sollten daher eigentlich alle unsere Mitbewohner der Erde, und in ganz besonderer Weise die Pflanzen, achten und verehren, wozu wir allen Grund hätten, anstatt sie gedankenlos zu vernichten.

9. Die Nutzung körperexter Organe zur Vernichtung des Menschlichen

Das System Staat benutzen die Produkte des wissenschaftlich-technischen Fortschritts nun nicht nur zum Nutzen der Individuen, also dazu, dass der Mensch sich sein Leben erleichtert, sondern sie nutzen diese Ergebnisse menschlicher geistiger Tätigkeit zur auch zur Produktion von Vernichtungswaffen. Sie nutzen sie für ihre eigenen Zwecke, für die Zwecke des jeweiligen Systems Staat. Und sie missbrauchen die natürlichen Schutzreflexe des Menschen dazu, die Individuen im Kriegsfall zur Ermordung anderer Menschen einzusetzen. Damit gebrauchen sie den Menschen und seine geistigen Errungenschaften, den wissenschaftlichen Fortschritt, dazu, seine Menschlichkeit aufzugeben.

Die natürliche innere Verbundenheit der Menschen, die natürliche Nächstenliebe, wird durch die Medien tabuisiert und ins Unbewusste der Individuen verdrängt. Die natürliche Liebe zum Mitmenschen wird als romantische Weltfremdheit veralbert und die Individuen eines fremden Staates werden als Feinde mit dem "Label" des Bösen abgestempelt. Das System Staat macht seine Bürger zu Marionetten in seinem Dienst, macht sie zu Robotern. Das Individum wird zum Handlanger der Staatsinteressen, der Staat macht seine Bürger zu Verwaltern staatlicher Interessen und die Verwalteten zu Unmenschen. Diesen Prozess der Okkupation des Individuums durch das System Staat nenne ich die Entmenschlichung des Individuums. Der Staat stellt das Individuum in seinen Dienst, bildet ihn in der Schule dafür aus, dass er die Interessen des Staats vertritt und seine menschlichen Bedürfnisse verdrängt. Dieser Entmenschlichung kann das Individuum nicht entgehen, da es allein steht gegen alle anderen. Nur die Solidarisierung der Entmenschlichten könnte ihnen helfen, ihre Menschlichkeit zurückzugewinnen.

Da die Produktion der körperexternen Organe des Systems Mensch das Individuums auch in Friedenszeiten dazu einspannt, gegen die Natur zu arbeiten und Natur durch die gleichzeitige Produktion von Abfall zu denaturieren, wird auch der Mensch zusätzlich denaturiert. Das Individuum verliert den Kontakt zur Natur, betrachtet die Natur als Gegenstand, mit dem es machen kann, was es will, obwohl es selbst ein Produkt der Natur ist.
Das Individuum verleugnet seine natürliche Herkunft, es denaturiert.

Die bisherigen Versuche des Menschen, zurückzukehren zur Natur, wurden durch die Medien lächerlich gemacht, so dass sich der Mensch, der seinen Kontakt zur Natur wieder herstellen will, sich dafür schämt.

Im Wahrheit ist dies jedoch kein Grund zur Scham, sondern der natürliche Wunsch des Individuums, seine Verbindung zur Natur, die ihn geschaffen hat, wieder herzustellen, diese Denaturierung des ICHs rückgängig zu machen.

10. Die spirituelle Revolution

In den letzten Jahren hat sich global eine Bewegung entwickelt, die als "spirituelle Revolution" oder auch anders bezeichnet wird. Der Begriff ist nicht neu, aber seine Verbreitung ist Lutz von Werder zu verdanken, dem Betreiber Berliner Philosophischen Cafes.

Er stellt in seinem letzten Buch1 umfassend dar, wie verschiedene geistige Strömungen, die in den letzten Jahren wie Pilze aus dem Boden des westlichen Kulturbereichs geschossen sind, den Individuen Hilfe anbieten bei der Überwindung von Störungen, die mit der beschriebenen Entmenschlichung und Denaturierung des menschlichen Individuums zusammenhängen. Die Entfernung des Menschen von seinen Lebensgrundlagen auf der Erde und die Verleugnung seiner Herkunft aus der Natur führen nämlich zu verschiedenen seelischen Beschwerden. Die Hilfsangebote zur Überwindung dieser Denaturierung und ihrer seelischen Folgen greifen sehr häufig zurück auf fernöstliche chinesische oder indische Meditationsmethoden oder Bewegungsübungen, die in den Vereinigten Staaten von Amerika ausgehend seit einigen Jahren als Achtsamkeitsübungen vermarktet werden2. Gemeinsames Ziel dieser Methoden ist Stärkung des Bewusstseins der Verbundenheit des Individuums mit der Natur, beginnend mit dem Mitmenschen, auch dem Mitmenschen anderer Sprach-, Denk- und Glaubensgemeinschaften, mit der Welt der Tiere, der Welt der Pflanzen, unserer physikalischen Umwelt auf dem System Erde und mit dem Universum. Die Einheit und die innere Verbundenheit alles Existierenden wird betont und es wird versucht, durch verschiedene Übungen das beschriebene sprachliche Denken, den Ausgangspunkt der Entfremdung von unserer biologischen Natur, zu überwinden um die innere Einheit des Existenten bewusst zu machen. Unter diesem Wunsch als gemeinsamem Dach vereinigen sich plötzlich Vertreter verschiedener fernöstliche religiöse Systeme und Praktiken, Menschen mit anarchistischen und esotherischen Ansätze, Umweltschützer und Atomkraftgegner zu einem gemeinsamen Netzwerk, das sich gegen die Zerstörung der Natur durch den Wachstumswahn der globalen politischen und wirtschaftlichen Führungskaste verbündet, die ohne Rücksicht auf die Interessen der nichtsprechenden Pflanzen- und Tierwelt Produktion von Waren und Menschen, den sogenannten "Verbrauchern", steigert.

Der Weg zur Umkehr von dieser Zerstörung des Systems Erde muss den sofortigen Stopp aller unterirdischen Atombombenversuche und die globale Abschaltung aller Atomkraftwerke beinhalten, weil die unterirdische Freisetzung nuklearer Energie nicht nur die Kontinentalplatten in Bewegung setzt und dadurch zu Erdbeben, Monsterwellen und Vulkanausbrüchen führt, sondern weil die nicht beherrschbare Gammastrahlung des Abfalls der Atomkraftwerke langfristig das Leben auf dem System Erde unmöglich macht. Die Katastrophe von Fukushima, laut Medien ein Naturereignis, ist in Wahrheit Folge des katastrophalen Wachstumswahns der Systeme Staat, die nicht nur die Menschen denaturieren, sondern auch das System Erde.

Rudi Zimmerman, Berlin, April 2011

1Werder, Lutz von: Neue Wege ins Paradies. Zur Philosophie der spirituellen Revolution. Schubri-Verlag. Strasburg. Milow. 2011. ISBN 978-3-86863-059-6

2zum Beispiel
Kabat-Zinn, Jon: Gesund durch Meditation. Das große Buch der Selbstheilung.  O.W. Barth Verlag. Bern. 1991. ISBN 978-3-596-17124-8

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Hier gehts zu einem Aufsatz über das Geistige, nämlich die Information und ihre Übermittlung. Die Informationstheorie der PhilS

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ISBN 3-8311-1902-3

Philosophie lebender Systeme.
ISBN 3-00-004282-2
wird gerade überarbeitet und erscheint demnächst in 2. Auflage

Zivilisation als Fortsetzung der Evolution.
Die Entwicklung der Erdbevölkerung zum System Menschheit.
ISBN 978-3-00-024701-9